Samstag, 21. Februar 2004
Entsetzen!
Herrenloser Kater grausam misshandelt

Sein Revier war ein Park an der Virchowstraße - bis er Zweibeinern ohne Herz in die Hände fiel. Sie brachen dem Kater die Beine. Kein Einzelfall, sagen Tierschützer.

Der Kater nach der Einschläferung. Die Blutspuren an seinen Beinen stammen von der Untersuchung in einer Erkrather Tierklinik. Dabei hatten die Ärzte festgestellt, dass eine Operation das Leiden des Tieres nur gesteigert hätte.


(dst) "Das ist schlimmste Tierquälerei!" Rita von Itter vom Verein "Tiere in Not Solingen" gehen die Bilder des misshandelten Katers nicht mehr aus dem Kopf. Die Arztdiagnose war erschütternd: Beide Vorderbeine waren mit roher Gewalt gebrochen worden. Die Täter hatten dem Tier außerdem in die Beine geschossen. Rita von Itter: "Der Tierarzt geht anhand der Verletzungen von mindestens zwei Tätern aus, die den Kater aufgehangen hatten, bevor sie auf ihn feuerten."

Der Streuner hielt sich gern im Park des Altenheims an der Virchowstraße auf und war beim dortigen Personal sehr beliebt. In den letzten sechs Wochen aber wurde er nicht mehr gesehen. Bis zum vergangenen Montag. Da schleppte er sich mit letzter Kraft zum Altenheim-Hausmeister Hubert Budnik, zu dem er Vertrauen gewonnen hatte. Sofort brachte der Mann ihn gemeinsam mit Altenpflegerin Sabine Weidlich zum Tierarzt. Am folgenden Tag kam der Kater zu einer Pflegestelle des Vereins "Tiere in Not Solingen" und wurde von dort aus zur Tierklinik in Erkrath gebracht.

Doch die Untersuchung ergab, dass das rechte Bein hätte abgenommen und das linke Bein lebenslang gestützt werden müssen. Dieses Leid und die damit verbundenen Schmerzen wollte man dem Tier ersparen. Deshalb wurde der Kater noch am Mittwoch eingeschläfert, wie Rita von Itter berichtet.

Dabei werden es die Tierschützer nicht belassen: "Wir wollen, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden", macht Rita von Itter unmissverständlich klar. Sie habe den Vorfall der Polizei gemeldet und wolle sich mit dem Fall auch ans Fernsehen wenden, um verstärkt auf Tierquälerei hinzuweisen.

Falls die Täter gefunden werden, droht ihnen eine Geldstrafe bis zu 25 000 Euro oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Im vorigen Jahr gab es in Solingen nach Angaben des Amtstierarztes Otto Muhs mindestens zwei Fälle von Tiermisshandlungen. So wurde im August am Johänntgesbruch dem zweijährigen Hauskater Speedy ein Bein abgeschossen. Das Tier überlebte.

"Die Dunkelziffer bei Tiermisshandlungen ist hoch", sagt Pflegerin Natalie Kistowski vom Tierheim Glüder: "Die meisten Taten kommen nicht ans Licht. Wir bekommen aber öfter Anrufe von Augenzeugen, die beobachten, wie der Nachbarshund von seinem Besitzer verprügelt wird." Wichtig dabei sei, dass der Anrufer ein guter Zeuge ist: "Es ist ratsam, sich die genaue Tatzeit, den Tatort sowie die Art der Misshandlung zu notieren." Diese Angaben werden ans Ordnungsamt und die Polizei weitergeleitet.

Solinger Tageblatt vom 20. Februar 2004

Quelle: http://www.solingen-online.de/st-nachrichten/nachricht1.htm und
http://www.tiere-in-not-solingen.de

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